Gebildete Eltern geben ihren Kindern pflanzliche Medizin
Wenn ihre Kinder krank sind, wenden bis zu 85 Prozent der Eltern in Deutschland bevorzugt pflanzliche Arzneimittel an. Zu den eifrigsten Befürwortern der Phytopharmaka gehören vor allem Mütter und Väter mit einem höheren Bildungsstand, aber auch Eltern, die in einer Stadt leben, und Familien, die über ein höheres Einkommen verfügen. Das ergab eine aktuelle Studie an zwei Universitäts-Kinderkliniken in Leipzig und München sowie in zwei Leipziger Kinderarzt-Praxen.
Der Leipziger Kinder- und Jugendarzt Prof. Dr. Wieland Kiess und sein Team befragten mit einem standardisierten Fragebogen die Eltern von insgesamt 413 Kindern zum Einsatz und Behandlungserfolg pflanzlicher Arzneimittel. Hier die wichtigsten Erkenntnisse der aktuell in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift publizierten Untersuchung:
Anwendung vor allem bei Erkältungskrankheiten
•Besonders bei Erkältungskrankheiten und Bauchweh behandeln 85,5 Prozent der Eltern in Deutschland ihre Kinder nach Möglichkeit mit einem pflanzlichen Arzneimittel. Zum Vergleich: In England sind es 28 Prozent, in den Niederlanden 13,5 Prozent und in den USA lediglich 10 Prozent.
•Die wichtigste Motivation der Eltern zum Einsatz pflanzlicher Mittel ist – entgegen der allgemeinen Annahme – keineswegs die Unzufriedenheit mit der „Schulmedizin“, sondern der Wunsch nach einer natürlichen, sicheren und nebenwirkungsarmen Behandlung. Als häufigste Informationsquelle wurde mit 80,2 Prozent der Kinderarzt und nur mit 4,2 Prozent ein Heilpraktiker angegeben.
•Verglichen mit der sog. „Schulmedizin“ bewerteten 13,6 Prozent der Eltern den Erfolg der Behandlung mit pflanzlichen Medikamenten als „größer“, 39,3 Prozent als „gleich groß“ und 21,9 Prozent als „kleiner“.
Pflanzliche Arzneimittel von fast 70 Prozent mit gut und sehr gut benotet
•Der Gesamterfolg der Behandlung mit Phytopharmaka wird von 12 Prozent als „sehr gut“, von 55,1 Prozent als „gut“, von 26,6 Prozent als „mittel“, von 5,1 Prozent als „nicht gut“ und lediglich von 1,1 als „überhaupt nicht gut“ eingestuft.
In den neuen Bundesländern behandeln 87,3 Prozent der Eltern ihre Kinder mit Pflanzenmedizin. Das sind überdurchschnittlich viele. Ein möglicher Grund: Vor der Wiedervereinigung 1989 waren Phytopharmaka in der DDR kaum verfügbar. Die große Zufriedenheit mit der Phytotherapie zeigt auch folgende Zahl aus der neuen Studie: Bei einer Erkrankung ihres Kindes würden 96,3 Prozent der befragten Eltern erneut zu einem pflanzlichen Arzneimittel greifen.